Oder: Wie Sie im Storytelling den Anfang finden.
Es klingelt im Büro. Vor der Tür steht meine Freundin mit einer köstlich süßen Überraschung in Form eines Mousse-au-Chocolat-Törtchens. Gerettet in der Verzweiflung! Denn ich brüte über meinem Blogartikel zum Thema „Storytelling“ auf der Suche nach den richtigen Worten und einem netten Einstieg.
Süße Rettung
Manchmal muss es eben Schokolade sein – ganz klare Sache. Wie gesagt, ich schreibe gerade meinen neuen Blogartikel und zerbreche mir den Kopf, wie ich den nur den Einstieg gestalte. Geht Ihnen das manchmal auch so? An welche Artikel erinnern Sie sich besonders schnell?
Und schon sind wir drin im Thema, bei den Geschichten, die sich um Ihr Leben gestalten und wie Sie diese im beruflichen Kontext nutzen sollten.
Storytelling – übersetzt „Geschichten erzählen“ – ist eine mögliche Kommunikationsform zur Vermittlung von Informationen, Wissen, Werten, Meinungen etc. Das passiert sowohl über Sprache als auch über Bilder und Videos.
Im Marketing wird Storytelling immer stärker bei der Zielgruppenansprache eingesetzt, um Informationen so interessant zu präsentieren, dass sie bei der bei den potenziellen Kunden im Gedächtnis bleiben. Dies können wahre Geschichten aus dem Alltag, Anekdoten oder Erfahrungen sein. Denn wir alle können guten Geschichten einfach nicht widerstehen! Sie sind Nahrung für unseren Geist und unsere Seele.
Vielleicht gehören Sie auch zu den Menschen, die als Kind gerne mit einer guten Geschichte eingeschlafen sind. Sie erinnern sich an die/den Erzähler*in, die Stimme, den Tonfall, was Ihre Lieblingsgeschichte war, das Gefühl von Geborgenheit und das Einkuscheln in ein gemütliches Kopfkissen…
Aus der Erinnerung heraus entstehen Bilder im Kopf und im Herzen, die Sie selbst zurück in diese Zeit versetzen, selbst wenn Sie Ihre Kindheit anders erlebt haben. Unser Gehirn will Geschichten, denn anders als bei Zahlen, Daten, Fakten werden unterschiedliche Gehirnregionen angeregt und die Merkfähigkeit erhöht.
Bilder im Kopf entstehen – lassen!
Und genau darum geht es: bei der Vermittlung von Inhalten oder im Gespräch mit Kolleg*innen, Kund*innen, Auftraggeber*innen: Lassen Sie Bilder im Kopf entstehen und sprechen Sie zum Herzen der Zuhörenden, wenn Sie in Erinnerung bleiben möchten.
Simon Sinek – ein bekannter amerikanischer Journalist und Unternehmensberater – stellt in seinen Vorträgen das „Warum“ in den Vordergrund.
Warum also Storytelling?
Warum tue ich das, was ich mache? Eine zentrale Frage für Gründerinnen und Unternehmerinnen. In dieser Frage steckt
- Ihre Motivation,
- Ihr persönlicher Antrieb,
- Ihre Werte, die zu Ihnen gehören und mit denen Sie Ihr Unternehmen präsentieren wollen.
Das sind die Bausteine für Ihre Geschichten.
Sie schaffen einen Mehrwert durch Storytelling, da Ihre Dienstleistung oder Ihre Produkte durch eine Geschichte subjektiv einfach mehr wert sind. Was macht Ihre Einzigartigkeit aus? Womit unterschieden Sie sich von anderen Anbieter*innen im Dschungel der vielen Angebote?
Es sind Ihre Erfahrungen und Erlebnisse aus der beruflichen Praxis, die Sie zu der Person haben werden lassen, die Sie heute sind. Und natürlich auch die vermeintlichen Irrwege, die Sie vielleicht gegangen sind.
Sie sehen: Es sind eben nicht nur Ihre relevanten Ausbildungen und Stationen.
Was wollen Sie sagen?
Es gibt die klassische Reihenfolge einer Geschichte: Anfang – Mittelteil – Schluss. Das ist sicherlich für Texte, Videos und Blogartikel eine gute Struktur. Oder Sie beschreiben eine Ausgangssituation – eine Krise – und dann das Ergebnis. Das macht Ihre Erfahrungen lebendig! Sie erfüllen damit ein Grundbedürfnis, menschlich zu sein.
Wie in jedem guten Film lebt eine Story von einer Held*in, mit der die Zuhörenden sich identifizieren können und mit Spannung den Abenteuern folgen. Held*innen scheitern oder erreichen ihr Ziel.
Ihre Gründungsgeschichte bietet sich beispielsweise hervorragend an. Warum? Weil Sie wunderbar erzählen können, weshalb Sie selbständig sind. Diese Geschichte sollten Sie jederzeit parat haben. Gründungsgeschichten enthalten alle Elemente, die eine gute Story ausmachen: Sie als Held*in mit einer Vision, die Sie mit Mut und Energie angegangen sind, wie Sie Hindernisse bewältigt und Stolpersteine überwunden haben – um zum guten Schluss erfolgreich Ihren Weg zu gehen.
Sparen Sie sich Plattitüden wie „Manchmal war es sehr schwer.“ Bleiben Sie authentisch und konkret! Damit wecken Sie die Aufmerksamkeit und lassen Bilder im Kopf entstehen.
Gute Geschichten brauchen konkrete Beschreibungen. „Ich war verzweifelt! Wie sollte ich die Investitionen zusammenbringen? Abends saß ich mit einer Freundin im Biergarten, um meine Pläne im Wein zu ertränken. Da sagte sie plötzlich: Wie viel brauchst Du? Ich leihe Dir das Geld. Tränenüberströmt vor Freude fiel ich ihr um den Hals und von meinen Schultern purzelten die Steine.“
Gutes Storytelling braucht Szenen und Details.
- Wie haben Sie sich gefühlt?
- Wo waren Sie in diesem Moment?
- Wer war dabei?
Die Kunst besteht darin, sich nicht in Details zu verlieren, sondern den emotionalen Moment herauszustellen, was das Besondere für Sie war: der Mut, das Glück, die Leidenschaft. Am Schluss ist etwas anders als zu Beginn. Die (Ihre) Geschichte erzählt den Zusammenhang zwischen Anfangs- und Endzustand.
Wie (und wofür) entwickeln Sie eine Geschichte?
Lassen Sie Ihr Leben sprechen! Sicherlich haben Sie bereits in vielen Situationen mit Beispielen Ihr Wissen untermauert, einen Vortrag erhellt oder im Seminar durch eine lustige Geschichte die Teilnehmenden zum Lachen gebracht.
Mit etwas Vorbereitung können Sie das Storytelling gezielter einsetzen bei den Texten auf Ihrer Homepage, in Blogartikeln, bei Vorträgen, Netzwerktreffen …
- Schreiben Sie sich viele kleine Situationen auf.
- Legen sich eine Sammelliste an mit Beispielen.
- Wenn Sie Ihren Berufsweg oder Ihre Gründungsgeschichte auswählen, schreiben Sie einmal runter, wie es für Sie war. Anschließend greifen Sie Details heraus, die Sie besonders ausschmücken wollen.
- Wendungen im Leben erzeugen Spannung, es muss nicht alles glatt laufen. Tut es ja auch nicht.
- Wecken Sie Emotionen wie Mitgefühl, Trauer, Euphorie, Frust, Liebe.
- Gehen Sie sparsam mit Signalwörtern um wie „plötzlich“ „auf einmal“ – damit lösen Sie eine Erwartung aus, die erfüllt werden will.
- Und wie bei jeder anderen Selbstdarstellung auch: Bleiben Sie authentisch!
- Es muss nicht eine lange Geschichte sein. Denn Menschen, die viel reden, und gerne über sich, werden als anstrengend wahrgenommen.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Ausprobieren.
Herzliche Grüße aus Düsseldorf,
Ihre Petra Welz
(Bildquelle: by Einladung_zum_Essen / 218 Bilder via pixabay, CC0, no changes)