Sicherlich ist Ihnen das bekannt: Immer mal wieder kommt in der Selbständigkeit diese Phase, wo alles zu viel ist, nichts voran geht und die inneren Antreiber sagen „ Nun mach mal – Du musst Dich weiter entwickeln – bleib nur nicht auf der Strecke…“ Wie Sie mit inneren Widerständen umgehen – bei gleichzeitig äußeren Widrigkeiten – hier widme ich mich diesem Thema.

Kennen Sie das? Manchmal sind es äußere Faktoren, so wie in den letzten Monaten die Pandemie bestimmt hat, was möglich ist und was nicht. Viele, und dazu zähle ich auch, haben ihre Angebote auf Online-Formate umgestellt, damit Beratungen, Gruppen und Veranstaltungen überhaupt stattfinden konnten. Fiel Ihnen das leicht? War das für Sie eine Herausforderung oder haben Sie direkt gesagt „Online geht gar nicht!“?

Für mich war es zunächst pure Neugierde und der Sprung ins kalte Wasser, meinen ersten Workshop online zu geben.

  • Was muss ich methodisch anders machen?
  • Wie funktioniert die Technik?

Dann ausprobieren, reflektieren und das nächste Mal anpassen.

Motivation, innerer Antreiber und der gute alte Perfektionismus

Natürlich gehörten viele kleine Schritte dazu, mein individuelles Online-Konzept zu entwickeln. Jetzt nach über einem Jahr bin ich vertraut mit der Technik. Trotzdem lerne ich immer weiter dazu. Das haben Sie sicher auch erlebt. Was uns zum nächsten Widerstand bringt: „Das reicht noch nicht, ich muss…“

Der Antreiber wird ersetzt durch Perfektionismus. Meine Erfahrung dabei ist, dass ich durch spontane Eingebungen in Verbindung mit meiner Authentizität sehr lustvolle und kreative Workshops durchgeführt habe. Selbstverständlich ist es immer bereichernd, neue Methoden kennenzulernen und diese dann wieder einzusetzen. Genau das habe ich auch getan.

Bei meiner letzten Online-Fortbildung wurde sehr klar, was das Wesentliche ist auch bei Online-Formaten: Kontakt herstellen und Beziehungen aufbauen. Und darin bin ich Expertin. O-Ton einer Teilnehmerin: „Du schaffst es immer wieder, einen Raum des Vertrauens herzustellen, um kreativ und konstruktiv Lösungen zu entwickeln. Danke dafür!“

Gerade bei Gründungsberatungen kommen Unsicherheiten zur Sprache und das Gefühl macht sich breit, nicht gut genug zu sein. Dazu neigen Frauen eher als Männer. Bevor frau selbst in der ersten Reihe steht, bucht sie lieber noch eine Fortbildung „Das reicht bzw. ich reiche noch nicht, ich muss noch…“ Die Unsicherheit wird zum Widerstand, das eigene Gründungsgeschäft voran zu bringen. Diese Haltung führt zu Verzögerungen im Gründungsprozess. Das ist wenig motivierend, na klar. Was also tun?

  1. Schauen Sie auf das, was Sie bisher erreicht haben.
  2. Fragen Sie sich, wo es wirkliche Defizite in Ihrem Wissen / bei Ihrer Geschäftsführung vorhanden sind. Suchen Sie dafür gezielte Unterstützung in Form von Beratung oder Seminaren.

Auch ich halte mir dies von Zeit zu Zeit vor Augen. Ich begegne meinen inneren Widerständen in steter Regelmäßigkeit. Ein Termin zur Analyse und Reflektion. So schärfe ich die Aufmerksamkeit, priorisiere neu und gehe manche Dinge auch bewusst nicht (mehr) an, weil sie mir gerade in einer neuen Situation nicht mehr angebracht erscheinen.

Weiterentwicklung voranbringen

Die fortschreitende Digitalisierung und Entwicklungen im WWW erfordern von uns Selbständigen eine ständige Erneuerung und Weiterentwicklung. Sie müssen entscheiden, welchen Trends Sie folgen wollen, ob Ihre Angebote noch zeitgemäß sind, welche Dienstleistungen und Produkte Sie neu denken oder entwickeln möchten. Es hilft Ihnen, wie bei dem Controlling der Umsätze, ein regelmäßiges Check-up zu den Fragen: Wo stehe ich? Welche Angebote stagnieren? Was möchte ich Neues in die Welt bringen? Wie sieht meine Umsatzentwicklung aus? Was ist mein nächstes Ziel?

Bei meinen Organisationsentwicklungsprozessen geht es häufig um den Generationenwechsel. Wir stellen alte Strukturen und Systeme auf den Prüfstand. Das Ziel? Eine gute Lösung für die Zukunft zu entwickeln!

Was bleibt – was geht?

Diese Prozesse sind naturgemäß nicht einfach und häufig voller Konflikte; eben auch, weil auch hier innere Widerstände deutlich ans Tageslicht treten. Die Gründungsgeneration will Traditionen bewahrt und wertgeschätzt wissen, die jüngere Generation hingegen will einen gleichwertigen Platz einnehmen und mit eigenen Entscheidungsbefugnissen ernst genommen werden.

Widerstände reflektieren – ob als Einzelunternehmerin oder im Team…

Widerstand ernst nehmen

Ein erster Schritt in die richtige Richtung ist es, Widerstand ernst zu nehmen. Hören Sie auf Ihre innere Stimme – und welche Resonanz haben Sie? Der Widerstand, etwas zu tun oder eben auch nicht zu tun, führt zu einem inneren Dialog.

Ein Beispiel: Fragen Sie sich z.B., ob Ihre Internetseite einen Relaunch braucht und welche Social Media Kanäle Sie bespielen möchten. Der Anspruch könnte sein, dass Sie online gut aufgestellt sein möchten und Ihr Profil schärfen wollen. Wenn dann Widerstand auftaucht, prüfen Sie Ihre Motivation: Ist es Ihr Widerwille oder gar Widerborstigkeit, nicht ständig dem neuesten Digitalisierungstrip folgen zu wollen? Womöglich haben Sie Angst vor Erfolg? Wenn Sie in sich lauschen, kommen Sie zu einem klaren JA oder NEIN.

Lateinisch kommt Resonanz von resonare = widerhallen lassen. Was liegt hinter dem Widerstand? Das bringt Sie zu einem positiven Fokus, zu innerer Klarheit. Damit schöpfen und entwickeln Sie neue Kraft.

Widerstand als Motor

Positiv betrachtet bedeutet Widerstand: mehr Energie aufzuwenden, um das zu überwinden, was sich Ihnen entgegenstellt. Das drückt sich oft in der inneren Haltung „So, jetzt erst recht!“ aus.

Sie merken vielleicht selbst wie in diesen Situationen der Adrenalinspiegel steigt und dadurch den persönlichen Energielevel hebt. Nutzen Sie diesen Anschub zu einer direkten Umsetzung. Es kann sein, dass Sie mit dem Blick in Ihre Planung andere Termine / Aufgaben verschieben, um direkt losstarten zu können. Oder Sie wählen die bewusste Entschleunigung „Moment mal…“ Ich nehme Tempo raus, wenn mir alles irgendwie zu viel geworden ist. Dann strebe ich ganz bewusst einen Ortswechsel zur Reflexion an. Ich sorge für unabgelenktes „Arbeiten“ und lasse meinen Gedanken freien Lauf an einem Ort, der mir gut tut, wie im Garten oder am Rhein. Normalerweise sortieren sich meine Aufgaben in dringende und wichtige Dinge. Ein kleiner, jedoch sehr feiner Unterschied.

Sie sehen: Intensive Reflexion hilft uns, unseren Weg und unsere Haltung zu finden: Was will ich? Wo geht es hin? Lernen Sie, sich neu auszurichten!

Strategie: Widerstand nutzen über Zielsetzung und Struktur

Eine weitere Strategie ist die Lösung der Widerstände über Zielsetzung und Deadlines. Das hilft Ihnen, den Druck von außen selbst zu steuern. Fristgerechte Fertigstellung von Projekten, Vorbereitungen für Seminare oder Tagungen bis zur termingerechten Abgabe der Steuererklärung gehören zum unternehmerischen Alltag. Da sitzt einem schnell mal eine Frist im Nacken, oder? Es sei denn, Sie haben eine langfristige Vorlaufplanung. Und auch da kann immer was dazwischen kommen, was den Druck bis zur Fertigstellung erhöht.

Mit inneren Widerständen umgehen – bei äußeren Widrigkeiten: Widerstände bei den Hörnern packen.Vier Tipps:

  1. Sie kennen sich und wissen, dass Sie alles können, wenn Sie nur Prüfen Sie Ihre Motivation: Was ist die wahre Motivation? Das, was Sie mit ganzem Herzen tun, provoziert keinen Widerstand. Sortieren Sie Ihre Gedanken und gehen für sich alle Möglichkeiten durch, um dann eine Entscheidung zu treffen. Pro oder contra.
  2. Eine Aufgabe nimmt immer so viel Zeit in Anspruch, wie man ihr zuordnet (frei nach Parkinson’schem Gesetz).
  3. Bildlich gesprochen: Wie isst man einen Elefanten auf? Bissen für Bissen (Urheber*in unbekannt). Zerlegen Sie Ihr Ziel und die Aufgabe(n) in kleine Schritte, die Sie gut und leicht bewältigen können. Verknüpfen Sie diese mit realistischen Deadlines.
  4. Praktizieren Sie Beschaulichkeit im wahren Wortsinn (contemplare = betrachten). Manche Entscheidungen wollen länger betrachtet werden, im Gegensatz zu Aufschieberitis. Eine Deadline dient als Hilfsmittel, damit steigt der Energielevel und bis dahin schauen Sie, was sich in Ihnen oder im Außen entwickelt. So passieren Dinge von selbst, die Sie zur Lösung führen.

Fazit: Mit inneren Widerständen umgehen – und bei den Hörnern packen!

Manchmal ist der Widerstand der Umweg zum Ziel. Betrachten Sie Ihre persönliche und geschäftliche Entwicklung wie eine abenteuerliche Reise mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln: Flugzeug, Bus, Schlauchboot, Kahn, Fahrrad, zu Fuß… Jedes hat sein eigenes Tempo. Sie wählen das Transportmittel, auch wenn Sie mehrmals umsteigen müssen.

Wagen Sie, etwas auszuprobieren!!! Ich verspreche Ihnen – es lohnt sich.

Ein Artikel in der Impuls bringt unsere Situation als Selbständige auf den Punkt: „Gerade jetzt ist es wichtig, gut für sich zu sorgen.“ – eine klare Leseempfehlung! Ich bin sicher, wir müssen mit unseren inneren Widerständen umgehen. Ganz bewusst und fokussiert. Für uns und unser Business.

Ich freue mich auf Deine, Ihre und Eure Erfahrungen. Herzliche Grüße aus Düsseldorf
Petra Welz

(Bildquelle: eigenes Material)